Diabetes mellitus Typ 2

Jun 18, 2023 | Allgemein

Was kann Ernährungstherapie leisten?

Diabetes mellitus Typ 2 ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, die sich durch erhöhte Blutzuckerspiegel auszeichnet und eng mit dem Lebensstil verbunden ist. Dieser Artikel beleuchtet, welchen Einfluss die Ernährung bei der Entstehung und der Therapie des Diabetes mellitus hat.

Wie entsteht ein Diabetes mellitus?

Die von unserem Körper bevorzugte Energiequelle sind Kohlenhydrate. Sie werden im Dünndarm mit Hilfe bestimmter Enzyme zu Glukose zerlegt, in die Blutbahn aufgenommen und schließlich in die Zellen transportiert, wo sie dann der Energiebereitstellung dient.

Bevor die Glukose aber in die Zellen gelangen kann, wird Insulin benötigt, das den Zellen signalisiert, dass sie der Glukose Einlass gewähren sollen. Nun wird sie mit Hilfe von Transportmechanismen in die Zellen transportiert.

Bei Vorliegen eines Diabetes mellitus Typ 2 oder eines Prädiabetes (der Vorläufer jener Erkrankung) zeichnet sich jedoch ein anderes Bild. Die Zellen reagieren nicht auf das Insulinsignal, und die Glukose findet keinen Zugang zu den Zellen. Dadurch bleibt sie im Blut (was sich in erhöhten Blutglukosewerten zeigt), und der Körper versucht, durch die Ausschüttung von noch mehr Insulin entgegenzuwirken, um der Glukose doch noch einen Weg in die Zellen ebnen zu können.

Insulinresistenz

Insulin dockt normalerweise an bestimmten Zellrezeptoren an, ähnlich wie ein Schlüssel, der in ein Schloss gesteckt wird. Insulinresistenz bedeutet, dass die entsprechenden Rezeptoren nicht richtig funktionieren und damit die Signalwege innerhalb der Zellen gestört sind. Hierfür scheint Fett verantwortlich zu sein, denn man konnte in Studien feststellen, dass eine Zufuhr von Fett die Insulinresistenz verstärkt (Lee et al., 2013; Roden et al., 1996; Samuel et al., 2012). Andererseits gelang es in einer Untersuchung, die Insulinresistenz durch Senkung freier Fette abzumildern (Santomauro et al., 1999).

Hier sind nicht alle Fette gleich. Ungesättigte Fettsäuren, die hauptsächlich in pflanzlichen Lebensmitteln vorkommen, können eine Insulinresistenz abschwächen, während gesättigte Fettsäuren sie eher verursachen (Rachek, 2014). Die hauptsächliche Nahrungsquelle jener gesättigter Fettsäuren sind tierische Lebensmittel, insbesondere Fleisch, Eier und Milchprodukte, aber auch z. B. Palmfett oder Kakaobutter. Ein zu häufiger Verzehr hochverarbeiteter Kohlenhydrate kann durch die hiermit zusammenhängende überhöhte Anflutung von Zucker ebenfalls eine Insulinresistenz vorantreiben. Jene Art von Kohlenhydraten findet sich in Süßigkeiten, Snacks, Fertiggerichten, Soft Drinks, aber auch Lebensmitteln wie etwa Weißbrot oder Kuchen/Gebäck – kurz: in ballaststoffarmen oder -freien Produkten.

Diagnose des Diabetes mellitus Typ 2

Die Diagnose stellt Ihr behandelnder Arzt, wobei die Diagnostik folgende Punkte beinhaltet (Nationale Versorgungsleitlinie Typ-2-Diabetes).

  • Verdacht auf Diabetes mellitus Typ 2 durch das Auftreten einer diabetesassoziierten Erkrankung oder diabetestypischer Symptome (z. B. erhöhte Urinausscheidung, übersteigertes Durstgefühl) oder auffällige Blutglukosewerte
  • Diagnostik anhand Nüchternblutglukose, HbA1c oder Gelegenheitsblutglukose
  • Erhärtung des Verdachts, wenn die Blutparameter bestimmte Grenzwerte überschreiten (etwa ein Nüchternblutglukosewert von ≥ 126 mg/dl)
  • Geht Ihr behandelnder Arzt von einem erhöhten Risiko aus oder sind die Laborergebnisse nicht eindeutig, kann ein oGTT (oraler Glukosetoleranztest) durchgeführt werden.

Für einen Diabetes mellitus Typ 2 bestehen folgende Risikofaktoren (RKI, 2021):

  • familiäre Häufung der Erkrankung
  • ungesunde Ernährung
  • mangelnde körperliche Aktivität
  • Rauchen
  • fortgeschrittenes Alter

Diabetesassoziierte Erkrankungen sind folgende (Long & Dagogo-Jack, 2011):

  • Koronare Herzerkrankung
  • Herzinfarkt, Schlaganfall
  • Herzinsuffizienz
  • Hypertonie (Bluthochdruck)
  • pAVK (periphere arterielle Verschlusskrankheit)
  • Retinopathie
  • Nierenerkrankungen
  • Neuropathie

Liegt bei Ihnen ein Diabetes mellitus Typ 2 oder die Vorstufe, ein Prädiabetes, vor, kann Ihr Arzt eine ernährungstherapeutische Beratung empfehlen, denn die Erkrankung ist einer Ernährungsberatung grundsätzlich gut zugänglich.

Verbesserung des Glukosestoffwechsels

Es ist sinnvoll, den Fettgehalt der Ernährung zu reduzieren sowie eine ballaststoffreiche und bedarfsdeckende pflanzenbetonte Ernährungsweise zu etablieren. Lebensmittel bzw. Speisen, die einen eher niedrigeren Glykämischen Index (GI) aufweisen (die also einen langsameren und niedrigeren Blutzuckeranstieg zur Folge haben), sollten gezielt in die Ernährung mit inkludiert werden. Dies sind z. B. Hülsenfrüchte, Haferflocken oder Vollkornprodukte. Hierbei ist zu beachten, dass die Mahlzeitenzusammenstellung eine Rolle spielt – durch den gleichzeitigen Verzehr mehrerer Lebensmittel „vermischen“ sich deren GI’s zu einem Gesamtwert. Eine Schwierigkeit des GI-Konzepts stellt die fehlende Berücksichtigung des Energie- und Fettgehalts dar, doch sollten auch diese in der Ernährungsberatung mit betrachtet werden.

Durch Erhöhung des Anteils von Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Vollkorngetreide sowie eine gewisse Menge Nüsse und Samen kann die Insulinresistenz abgemildert werden (Barnard et al., 2009; Lee et al., 2016; McMacken & Shah, 2017; Pawlak, 2017). Ein langsamerer Blutzuckeranstieg hat auch keinen „Crash“ zur Folge, der zu Heißhunger führt, die Sättigung ist länger anhaltend.

In der Ernährungsberatung schauen wir uns Ihren individuellen Lebensstil inklusive Ihrer Ernährungsgewohnheiten an und erarbeiten gemeinsam eine Möglichkeit, das Ernährungsverhalten in günstige Bahnen zu lenken. Wichtig ist hierbei, dass Sie durch die Erhöhung des Gesundheitswertes der Nahrung nicht auf Genuss verzichten müssen.

Wenn Sie Fragen haben oder eine Ernährungsberatung in Anspruch nehmen möchten, sprechen Sie uns gerne an.

Ihr Claus Rothenbücher vom Nutrinia Team